Phänomenologie der Gewalt by Michael Staudigl

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By Michael Staudigl

Das vorliegende Buch präsentiert eine phänomenologische examine der verschiedenen Formen zwischenmenschlicher Gewalt und ihrer oft unterbelichteten Beziehungen. Auf der Grundlage einer Transformation der Phänomenologie und im Rekurs auf den aktuellen Diskurs der Gewaltforschung entwickelt es einen methodologischen Rahmen für eine nicht-reduktive examine von Gewalt, der in angewandten phänomenologischen Fallstudien erprobt wird.

Gewalt warfare bislang vorwiegend in den Human‑ und den Sozialwissenschaften ein zentrales Thema, wurde aber nur allzu selten zum Gegenstand genuin philosophischer Reflexion. Um dieses Desiderat aufzugreifen und die Bedeutung philosophischer Reflexion für den Diskurs über Gewalt zu demonstrieren, entwickelt das vorliegende Buch einen phänomenologischenAnsatz zur examine zwischenmenschlicher Gewalt. Seine purpose besteht darin, ein Korrektiv zu den konventionellen, allzu einseitig verfahrenden instrumentalistischen, essentialistischen oder funktionalistischen Erklärungen von Gewalt vorzulegen.

Im Anschluss an eine kritische Reflexion auf zentrale Aporien des Gewaltdiskurses, denen es sich zu stellen gilt, integriert der Autor relevante Theoreme klassischer Phänomenologie mit neueren Ansätzen in einen umfassenden Analyserahmen. In drei „Fallstudien“ wird dieser Rahmen in konkreten Phänomenanalysen angewandt und der ihm zugrunde liegende weite Gewaltbegriff auf die Probe gestellt. Das Buch schließt mit einem Entwurf einer „relationalen Phänomenologie“, die es erlaubt, die vielfach unterbelichteten bzw. ausgeblendeten Beziehungen zwischen den verschiedenen Formen von Gewalt ins Auge zu fassen.

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36 Entscheidend erscheint es mir deswegen vielmehr, die Pha¨nomenologie als eine Analysemethode zu positionieren, die das genannte theoretische Dilemma deskriptiv zu unterlaufen gestattet. Ihr Vorzug besteht darin, so meine im Folgenden zu u¨berpru¨fende These, dass sie zu zeigen erlaubt, wie alle Gewalt verletzt – und wie weiterhin die Bedingungen, unter denen definiert wird, was als verletzende bzw. erlittene Gewalt gilt, ihrerseits einem kontingenten Ordnungsgeschehen entstammen, das in seiner selektiven Ordnungsleistung selbst gewaltsam verfa¨hrt.

Entscheidend erscheint in diesem Rahmen seine Kritik an der Theodizee, d. h. an einer 66 Vgl. zu diesem enorm weiten Forschungsgebiet exemplarisch Kroker (1976); Hugger & Stadler (1995); Breuninger & Sieferle (1998); Scherpe und Weitin (2003); Liell und Pettenkofer (2004); außerdem den Gewaltbericht der WHO, der hier aufgrund seiner theoretisch umfassenden Fundierung exemplarisch genannt sei (Krug et al. 2002). 67 Vgl. zu diesem Topos der „inneren Barbarei“ bereits Brague (1993: 155) und systematisch dann Matte´i (1999).

Anerkannt werden, wie z. B. im Falle „symbolischer Gewalt“ (Bourdieu), „struktureller Gewalt“ (Galtung) bzw. 42 Diesem Zusammenhang ha¨tte eine umfassende, ja integrative Theorie der Gewalt nachzugehen. Ihre Aufgabe bestu¨nde darin, ihre verschiedenen Formen als Facetten eines Pha¨nomens zu erfassen und zu zeigen, wie die Tragfa¨higkeit unserer Antworten auf sichtbare bzw. direkte Gewalt davon abha¨ngig ist, dass wir die indirekte, unsichtbare bzw. 43 41 Derrida spricht genauer davon, „dass jede Philosophie der Gewaltlosigkeit in der Geschichte – € ha¨tte sie anderswo jedoch einen Sinn?

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